Am 11. Juni 2018 fand im Bundesministerium der Verteidigung in zeitweiser Anwesenheit von Ursula von der Leyen die fünfte Sitzung des Netzwerks „Strategie und Vorausschau“ statt. Das Netzwerk vereint Regierung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um Zukunftsthemen von sicherheitspolitischer Bedeutung zu diskutieren. Auf diese Weise trägt es zur Stärkung der deutschen Vorausschau- und Strategiefähigkeit bei und fördert die sicherheitspolitische Debatte.
International agierende Terrornetzwerke sind eine Herausforderung für die Sicherheit Deutschlands und wirken unter anderem durch die Radikalisierung von jungen Männern und Frauen sowie die Rückkehr sogenannter „Foreign Fighters“. Die Teilnehmer des Netzwerks griffen dieses Thema auf und trugen Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammen, um den Komplex „Terrorismus, Extremismus, Radikalisierung“ aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten.
Den Auftakt machte Tania Singer vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, die zu den Grundlagen der Empathie und den Bedingungen prosozialen Verhaltens aus neurowissenschaftlicher Perspektive vortrug. Dass auch eine Vielzahl – individuell variierender – psychologischer Aspekte Radikalisierung und Extremismus bedingen, stand im Mittelpunkt des zweiten Vortrags von Malek Bajbouj von der Charité Berlin. Die Beiträge führten zu dem Schluss, dass es eben kein typisch „terroristisches Hirn“ bzw. keine „radikale Psyche“ gibt und eine empathische Grundhaltung durchaus in gewissem Maße „trainierbar“ ist.
Im Anschluss legte Eva Herschinger von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung genderspezifische Motive und Beweggründe terroristischer Akteure aus politikwissenschaftlicher Sicht offen. Das Phänomen radikalisierter Frauen, so betonte die Referentin, sei in terroristischen Organisationen weder neu noch extrem selten, in der Rolle innerhalb der Gruppierungen jedoch höchst unterschiedlich.
Die Interpretation islamischer Texte als Rechtfertigung für Gewalt sowie die Nutzung sozialer Medien als Rekrutierungs- und Planungsinstrument waren Themen weiterer – diesmal islamwissenschaftlicher – Vorträge von Ednan Aslan von der Universität Wien sowie Michael Kiefer von der Universität Osnabrück. Im Zentrum der anschließenden Diskussion stand die überragende Bedeutung von Prävention zur frühzeitigen Vorbeugung religiöser Radikalisierung.
Die gewonnenen Erkenntnisse wurden abschließend mit der politischen Praxis verknüpft: In der Schlussdiskussion, geleitet durch Masala, den Leiter des Pilotprojekts Metis an der Universität der Bundeswehr München, wurden mögliche Konsequenzen für Prävention und De-Radikalisierung, die Arbeit an Gegen-Narrativen und für die Bundeswehr gezogen.
Im Herbst 2018 findet die nächste Sitzung des Netzwerks „Strategie und Vorausschau“ statt, die sich des Themas „Illiberale Tendenzen in Mitgliedstaaten der EUEuropäische Union und NATONorth Atlantic Treaty Organization“ annehmen wird.
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