Zum internationalen Tag des Peacekeepers würdigen die Vereinten Nationen den Einsatz der Blauhelme in ihren Friedensmissionen. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Women in Peacekeeping“, um die bedeutsame Rolle von Frauen in Friedenseinsätzen hervorzuheben.
Jedes Jahr am 29. Mai honorieren die Vereinten Nationen die Arbeit des Personals in ihren Friedenssicherungsmissionen. Derzeit sind in 13 Peacekeeping-Einsätzen rund 100.000 militärische, polizeiliche und zivile Friedenssicherungskräfte – die Peacekeeper – im Einsatz. Ziele der Friedensmissionen sind je nach Mandat, die Zivilbevölkerung in Konfliktregionen zu schützen, Friedens- und Waffenstillstandsabkommen zu überwachen und die Einhaltung der Menschenrechte zu fördern.
Anlässlich des im Herbst anstehenden 20. Jahrestags der UNUnited Nations-Sicherheitsratsresolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit steht der internationale Tag des UNUnited Nations-Peacekeepers in diesem Jahr unter dem Motto Women in Peacekeeping – A Key to Peace (Frauen bei der Friedenssicherung – ein Schlüssel zum Frieden).
Die im Oktober 2000 verabschiedete Resolution und ihre Folgeresolutionen fordern, die Rolle und den Beitrag von Frauen in der Friedenssicherung zu stärken. Nur so könnten Frauen in Konflikten mehr beteiligt und besser geschützt werden – und damit nachhaltig Frieden geschaffen werden. Die Resolutionen fordern auch im Sinne der Gleichstellung, Frauen mehr Chancen in Friedensmissionen einzuräumen.
Frauen leisten einen wichtigen Beitrag in den Streitkräften, sowohl im Grundbetrieb daheim, als auch im Einsatz. Besonders im Umgang mit der Zivilbevölkerung in den Einsatzländern sind sie wesentlich für unsere Akzeptanz vor Ort und den Erfolg unseres Auftrags.General Eberhard Zorn
Ob als Soldatinnen, Polizistinnen oder zivile Einsatzkräfte – Frauen übernehmen zentrale Aufgaben in den Friedensmissionen der UNUnited Nations. Der prozentuale Anteil von Frauen unter den Peacekeepern – insbesondere beim militärischen Personal – ist allerdings noch zu gering. Laut Angaben der UNUnited Nations-Abteilung für Friedenseinsätze waren im Januar 2020 nur fünf Prozent der militärischen Einsatzkräfte weiblich – dies entspricht ungefähr 4.000 Peacekeeperinnen.
Zum internationalen Tag des Peacekeepers macht der Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn deshalb deutlich, dass ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis in der Blauhelmtruppe dazu beitragen könnte, die UNUnited Nations-Einsätze effektiver zu machen. „Frauen leisten einen wichtigen Beitrag in den Streitkräften, sowohl im Grundbetrieb daheim, als auch im Einsatz. Besonders im Umgang mit der Zivilbevölkerung in den Einsatzländern sind sie wesentlich für unsere Akzeptanz vor Ort und den Erfolg unseres Auftrags“, sagt Zorn.
Dies belegt auch eine Studie der kanadischen Elsie Initiative for Women in Peace Operations. Demnach könnten weibliche Einsatzkräfte in eher konservativ geprägten und männlich-dominierten Gesellschaften tendenziell einfacher mit Frauen in Kontakt treten. Das stärke die Beziehungen der Blauhelme zu den Menschen vor Ort und steigere damit die Wirksamkeit der Mission.
Außerdem könnten UNUnited Nations-Soldatinnen die Erfahrungen von Frauen und vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Konflikten meist mit einfacherem Zugang dokumentieren als ihre männlichen Kollegen – und dadurch zusätzliche Informationen zum militärischen Lagebild beitragen. Frauen in Peacekeeping-Missionen würden zudem als Vorbild die Rolle der Frauen in der Zivilgesellschaft stärken. Und sie fungierten als Mentorinnen für weibliche Auszubildende in Armee und Polizei.
Bei den UNUnited Nations-Missionen sind Bundeswehrsoldatinnen derzeit in Mali und im Libanon vertreten – insgesamt 98. Ihr Anteil beträgt damit 9,4 Prozent bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali, der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali, und 6,4 Prozent bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon, der Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon.
Um die Ziele der Resolution 1325 zu erreichen, fordern die UNUnited Nations, bis 2028 den Anteil von Soldatinnen in Kontingenten auf 15 Prozent und den Frauenanteil unter den Stabsoffizieren und Militärbeobachtern auf 25 Prozent zu steigern. Die Weltorganisation berechnet die Frauenanteile gesondert nach dem prozentualen Anteil von Frauen in Kontingenten und im Bereich Stabsoffiziere und Militärbeobachter.
Deutschland setzt sich als derzeitiges nichtständiges Mitglied im UNUnited Nations-Sicherheitsrat für die Steigerung der Anzahl von Frauen in Peacekeeping-Einsätzen ein. „Deutschland hat das Thema im vergangenen Jahr prominent im UNUnited Nations-Sicherheitsrat adressiert. Inzwischen sind wir sogar ‚Action-for-Peacekeeping-Champion‘ zu diesem Thema“, sagt der Generalinspekteur.
Auch die Bundeswehr engagiert sich dafür, den Frauenanteil in UNUnited Nations-Missionen zu stärken. „Wir informieren und sensibilisieren dauerhaft zu dem Thema. Ich habe beispielsweise im vergangenen August einen Tagesbefehl herausgegeben, der nicht zuletzt dazu ermutigt, dass sich unsere Soldatinnen zur UNUnited Nations-Militärbeobachterin ausbilden lassen oder den UNUnited Nations Staff Officer Course belegen“, erklärt Zorn. Auf der Bundeswehrtagung im Februar dieses Jahres habe er zudem die Kommandeure sowie die Dienststellenleiterinnen und Dienststellenleiter für das Thema sensibilisiert.
Das Verteidigungsministerium führt außerdem eine Studie durch, welche Hürden zur verstärkten Entsendung von Frauen in UNUnited Nations-Friedensmissionen bestehen. Zugleich arbeitet das UNUnited Nations-Referat in der Abteilung Politik am Aufbau eines internationalen Women Peacekeepers Network, in dem sich Frauen global vernetzen und über ihre Erfahrungen in Friedensmissionen austauschen können. Außerdem wurde die internationale Militärbeobachterausbildung am UNUnited Nations-Ausbildungszentrum der Bundeswehr in Hammelburg auf 25 zusätzliche internationale Lehrgangsteilnehmerinnen ausgeweitet.
Beteiligung der Bundeswehr an UNUnited Nations-Peacekeeping-Missionen |
---|
Mit dem Weißbuch 2016 hat sich die Bundeswehr vorgenommen, ihr Engagement im Bereich der UNUnited Nations-Friedenssicherung auszubauen – unter anderem durch mehr Personal und materielle Unterstützung sowie durch die Übernahme von Führungsverantwortung in UNUnited Nations-Missionen. Auch die Umsetzung der Resolution 1325 wollen die deutschen Streitkräfte engagiert unterstützen und das BMVgBundesministerium der Verteidigung setzt den Nationalen Aktionsplan „Frauen, Frieden und Sicherheit“ in seinem Geschäftsbereich um. Die Bundeswehr beteiligt sich derzeit mit knapp 1.100 Soldatinnen und Soldaten an fünf UNUnited Nations-Peacekeeping-Einsätzen: in Mali, im Libanon, im Sudan, im Südsudan und in der Westsahara. Zudem unterstützt die Bundeswehr die Special Political Mission im Jemen. Zwischen 1991 und 2019 waren deutsche Einsatzkräfte an neun weiteren UNUnited Nations-Friedensmissionen beteiligt. Deutschland ist nach den USA, China und Japan der viertgrößte Beitragszahler für das Peacekeeping-Budget der UNUnited Nations. Im Rahmen von Stabilisierungsmissionen der EUEuropäische Union und der NATONorth Atlantic Treaty Organization sind knapp 1.700 weitere deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. (Zahlen: Stand Mai 2020) |
Inhalte teilen via