Deutschland und Frankreich wollen im Rüstungsbereich stärker zusammenarbeiten. Beide Länder unterzeichneten am 19. Juni 2018 Absichtserklärungen zum gemeinsamen Voranschreiten in zwei großen Projekten für Luft- und Landstreitkräfte.
Deutschland und Frankreich haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam militärische Hochtechnologie zu entwickeln und zu beschaffen. Vor einem Jahr wurde in Paris ein Weg begonnen und vor zwei Monaten auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung eine weitere Etappe erreicht. Mit dem politischen Abkommen heute legen Deutschland und Frankreich amtsseitig die Leitplanken für die Projekte fest, quasi die linke und rechte Grenze.
Die Industrie ist nun aufgefordert den Raum zu füllen. Die beiden Projekte des neuen europäischen Kampfflugzeugs und des Panzers der nächsten Generation stehen für technische Quantensprünge, die gemeinsam angegangen werden sollen und dabei die Stärken der jeweiligen Industrien bestmöglich nutzen sollen. Das Ziel sind zukunftsfähige Systeme für Luft und Land.
Das Future Combat Air System (FCASFuture Combat Air System) wird in Deutschland ab 2040 bruchfrei die Fähigkeiten erhalten, die derzeit das Waffensystem Eurofighter sicherstellt. Bei FCASFuture Combat Air System handelt es sich um ein Waffensystem der nächsten Generation.Es wird sowohl bereits existierende als auch zukünftige bemannte und unbemannte Komponenten in einem interoperablen Verbund vereinen. Genannt seien hier beispielsweise der Eurofighter und das Drohnenprojekt Eurodrohne. Die unbemannten Systeme werden die Fähigkeiten des gesamten Projektes entscheidend prägen und dessen Überlebens- und Durchsetzungsfähigkeit gewährleisten.
Die Absichtserklärung sieht die Führungsrolle Frankreichs bei dem Projekt FCASFuture Combat Air System vor. Es ist beabsichtigt, ein gemeinsames Projektteam in Frankreich aufzustellen. Die Voraussetzungen einer gemeinsamen Konzeptstudie sollen bis Ende 2018 geschaffen werden. FCASFuture Combat Air System wird das vom Umfang und technologischen Anspruch her bedeutendste zukünftige Rüstungsprojekt Europas. Daher ist die Öffnung für weitere Partner auf Grundlage eines starken französisch-deutschen Fundaments vorgesehen.
Das Main Ground Combat System (MGCSMain Ground Combat System) wird den Kampfpanzer Leopard 2 ablösen und dessen Fähigkeiten erhalten. Es geht mit seinem innovativen Ansatz und modernen Technologien jedoch deutlich über eine rein lineare Fortschreibung der bisherigen Fähigkeiten des Leopard 2 hinaus.
MGCSMain Ground Combat System wird ein durchsetzungsfähiges, überlegenes und zukunftsfähiges System zur direkten Wirkung am Boden gegen einen gleichwertigen Gegner. Es verfolgt einen Systemansatz, in dem auch unbemannte mit bemannten Systemen zusammenwirken sollen. Die Einführung ist für Mitte der 2030er Jahre vorgesehen. Deutschland wird in diesem Projekt die Führungsrolle, auch industrieseitig, übernehmen. Bei MGCSMain Ground Combat System handelt es sich um das bedeutendste zukünftige Rüstungsprojekt der Landsystemindustrie. Es sendet ein starkes Signal mit Blick auf die Refokussierung in Landes- und Bündnisverteidigung. Mittel- und langfristig ist auch hier, basierend auf einem starken deutsch-französischen Fundament, die Öffnung für weitere Partner beabsichtigt.
Auch die Nachfolgesysteme indirekten Feuers (Common Indirect Fire System, CIFS) werden in der deutsch-französischen Kooperation betrachtet. Die Einführung der hierunter fallenden Systeme ist ab etwa 2040 erforderlich. Dazu werden zunächst weiterführende gemeinsame Studien durchgeführt.
Beide Partner setzen mit der Unterzeichnung der Absichtserklärungen einen besonderen Akzent für Europa und demonstrieren, dass der politische Wille zur Stärkung der Europäischen Verteidigung auch praktisch umgesetzt wird. Deutschland und Frankreich gehen mit der Initiative entscheidende Schritte zum Abbau der zu großen Typenvielfalt in Europa. Ziel ist es, gemeinsam zukunftsweisende Systeme zu entwickeln und zu beschaffen. Damit wird der enge Schulterschluss zwischen Deutschland und Frankreich auch im Bereich der Rüstung als eine wesentliche Voraussetzung für die Stärkung der Europäischen Verteidigungsunion unterstrichen.
Inhalte teilen via