Der zweite Tag der Koordinatoren Digitalisierung fand im Cyber Innovation Hub der Bundeswehr in Berlin statt. Ganz bewusst wurde es als Ort der Begegnung ausgewählt. Das mit dem Ziel, die rund 70 Expertinnen und Experten in insgesamt sechs Debattenforen, miteinander ins Gespräch zu bringen und zu netzwerken. Im Folgenden werden die Themen sowie Auszüge aus den Impulsvorträgen vorgestellt. In allen Foren kamen offene, kontroverse und facettenreiche Diskussionen zustande. Fragen zu den Themen wurden erörtert und wenn möglich beantwortet.
Hauptmann Marc Simon vom Kommando Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum), lieferte einen Erfahrungsbericht zum Thema „Kollaboratives Arbeiten im digitalen Umfeld“: Er sagte, das Kommando CIRCyber- und Informationsraum habe mit seiner Aufstellung im April 2017 von Beginn an auf moderne kollaborative Arbeitsweisen gesetzt. Das bedeutet: Statt monatelanger Reißbrettplanung und deduktiver Ableitung von Funktionalitäten seien bereits im Aufbaustab – getreu dem „Crawl-Walk-Run-Approach“ – neue kollaborative Arbeitsweisen erprobt worden. Der Fokus lag dabei vor allem darauf, schnell zum Erfolg zu gelangen („Quick-Wins“).
Viele der neuen Funktionalitäten seien effizienter als die althergebrachten. Die gewachsene Freiheit der ITInformationstechnik-Arbeitenden schaffe Spielraum für Kreativität und neue Ideen. Die Herausforderung, diese neuen Arbeitsweisen mit einer sehr strikt geregelten Weisungskultur in der Stabsarbeit in Einklang zu bringen, bedürfe eines gut geplanten und engagiert begleiteten Veränderungsmanagements, so Simon. Die anschließende Diskussion wurde von Rasmus Bergmann von der BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung moderiert.
Oberst i.G.im Generalstabsdienst Frank Pieper, Chief Digital Officer (CDO) Heer / Landbasierte Operationen / Kommando Heer, führte zum Thema „Digitalisierung Landbasierter – Operationsführung der Zukunft“ aus: Der Chief Digital Officer des Heeres leite die Notwendigkeit zur Digitalisierung Landbasierter Operationen aus den neuen Anforderungen moderner Operationsführung ab. Pieper zeigte auf, wie die Digitalisierung technisch, taktisch aber auch operativ die Operationsführung verändern wird. Die anschließende Diskussion wurde von Björn Burmester von der BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung moderiert.
Flottillenadmiral Ulrich Reineke, Marine Kommando / Abteilungsleiter Planung, sprach zum Thema: „Maritime Operationsführung im digitalen Umfeld – Vernetzung von Plattformen, Sensoren und Effektoren zur Wirkungssteigerung“. Reineke führte aus: Das heutige Gefechtsfeld sei geprägt durch eine intensive und genaue Aufklärung durch den Gegner sowie durch intelligente Waffen mit neuen Fähigkeiten. Überlegenheit auf diesem Gefechtsfeld lasse sich nur durch eine umfassende Vernetzung von Einheiten, Sensoren und Effektoren erreichen.
Rein maritime Operationen seien bei der Landes- und Bündnisverteidigung nicht zu erwarten. Vielmehr müssten alle Teilstreitkräfte umfassend zusammenarbeiten. Dazu müssten sie durch umfassende Vernetzung befähigt werden. Die Kommunikationsstrukturen müssten flexibel und resilient sein. Notwendig sei eine gemeinsame Architektur. Die anschließende Diskussion wurde von Dr. Hans-Joachim Popp von der BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung moderiert.
Oberstleutnant Jan Zöller vom Zentrum Innere Führung referierte zum Thema „Zwischen Euphorie und Resignation: Führen und geführt werden in der Digitalisierung“. Versuche man, sich über die Beziehung von Digitalisierung und Führung auszutauschen, verliere man sich nicht selten in unverbindlichen Floskeln und unklaren Worthülsen. Alles sei Führung und alles sei Digitalisierung.
Erst wenn die Begriffe und das jeweilige „Bezugssystem“ Ebenen gerecht eingeordnet seien, könnten konkrete Ableitungen für gute Führung in der Digitalisierung und gute Digitalisierung für die Führung gezogen werden.
Zöller strukturierte die Beziehungen zwischen Digitalisierung und Führung im Kontext der Spitzenführungskräfte der Bundeswehr. Er beschrieb „best-“ und „worst-practice“-Beispiele aus dem Führungsalltag. Ebenso skizzierte er das Dilemma von Führungskräften und ihren Aufgaben: der Führung von Organisationen und Menschen. Die anschließende Diskussion wurde von Rasmus Bergmann von der BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung moderiert.
Ministerialrat Uwe Warntjes, Referatsleiter BMVgBundesministerium der Verteidigung P I 2, setzte seinen Impuls zum Thema „Arbeiten im digitalen Umfeld – besondere Anforderungen an Führungs- und Beurteilungsverhalten“.
Der immer stärkere Einfluss der Digitalisierung habe nicht mehr nur Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe und Fertigungsprozesse, so Warntjes. Zunehmend sei eine Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht mehr zwingend notwendig. Ein Internetanschluss und ein Computer seien für vielfältige Aufgaben, wie etwa Akquise und Kontrollaufgaben, oft ausreichend. Es stelle sich also nicht mehr die Frage, ob Aufgaben erfüllt würden, sondern wann und von wo aus. Arbeiten unabhängig vom Ort sei mittlerweile in vielen Berufsgruppen zur Selbstverständlichkeit geworden. Auch bei der Bundeswehr gebe es diese Entwicklung.
In einem militärisch geprägten Arbeitsumfeld, wo neben der Aufgabenerfüllung Aussagen zum Entwicklungspotenzial der Beschäftigten getroffen werden müssten, stelle das Thema sowohl die Institution Bundeswehr als auch das Individuum vor Herausforderungen. Die anschließende Diskussion wurde von Björn Burmester von der BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung moderiert.
Oberst i.G.im Generalstabsdienst Klaus Glaab, BMVgBundesministerium der Verteidigung Stab OrgRev, und Franca Effertz, BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung, setzten ihre Impulse zum Thema „Veränderungsmanagement Digitalisierung: Methodik, Grundlagen und Werkzeuge“.
Demnach habe die Digitalisierung die Gesellschaft in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Technologische Innovationen beeinflussten zu einem wesentlichen Teil die Art und Weise, wie sich Menschen organisierten, zusammenarbeiteten, miteinander kommunizierten und informierten. Dieser Wandel bringe viele Veränderungen mit sich. Oftmals würden diese allein mit der technologischen Weiterentwicklung von ITInformationstechnik in Verbindung gebracht.
Der größte Wandel, der jedoch bewältigt werden müsse, sei der Wandel in den Köpfen der Menschen. Zur aktiven Begleitung sei ein durchgängiges Veränderungsmanagement enorm wichtig. „Doch was kann jeder einzelne eigentlich tun, um den Wandel zu unterstützen?“, so die Frage des Impulsvortrags. Die anschließende Diskussion wurde von Dr. Hans-Joachim Popp von der BwConsulting GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung moderiert.
Inhalte teilen via