Unternehmen und Behörden sind nur so gut wie ihre Mitarbeitenden. Ohne Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft geht es nicht. Das haben auch die deutschen Streitkräfte verstanden: Alle Bundeswehrangehörigen sind aufgefordert, sich im Kontinuierlichen Verbesserungsprogramm (KVP) mit kreativen Vorschlägen einzubringen.
Arbeitsabläufe sollen verbessert und unnötige Ausgaben vermieden werden. Erfolgreiche Ideengeber können mit stattlichen Prämien rechnen. Bis zu 25.500 Euro werden ausgezahlt, wenn die Bundeswehr einen Vorschlag übernimmt. Die Köpfe hinter den besten Verbesserungsvorschlägen werden ins Verteidigungsministerium eingeladen.
Am Montag war es wieder so weit: Staatssekretär Benedikt Zimmer empfing die elf Gewinner des aktuellen KVP-Durchganges im Stauffenbergsaal des Verteidigungsministeriums in Berlin. Die Bundeswehr spart mit ihren Vorschlägen 9,34 Millionen Euro. Die Ideengeber wurden mit Prämien in Höhe von 178.000 Euro belohnt.
„Ihre Erfahrung, Ihr Wissen und Ihre Kreativität sind ein unerschöpflicher Schatz. Dieses große Potenzial wollen wir bestmöglich heben“, sagte Zimmer. Die Ausgezeichneten seien hervorragende Multiplikatoren für den KVP-Gedanken. Dafür wolle er ihnen seine Anerkennung aussprechen. „Sie alle sind Vorbild“, so der Staatssekretär. „Sie beweisen Ihre Verbundenheit mit der Bundeswehr und zeigen den Willen und die Fähigkeit, unsere Organisation voranzubringen.“
Unter den Geehrten war unter anderem Hauptmann Jan Völkel vom Bundesamt für, Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw). Der Offizier hatte in den vergangenen fünf Jahren 95 Verbesserungsvorschläge beim KVP-Büro in Bonn eingereicht.
Zimmer zeichnete ihn für zwei Vorschläge aus, die der Bundeswehr rund 750.000 Euro sparen: Einer drehte sich um die Weiternutzung gebrauchter Radwechselheber für die Kampfjets Eurofighter und Tornado, der andere um die Verwendung überzähliger Videoendoskope. Völkel hatte die Idee, die aussortierten Geräte zur Ausbildung der Fluggerätemechaniker zu nutzen. So mussten für die Lehrlinge keine eigenen Geräte angeschafft werden.
Die größten Einsparungen für die Bundeswehr erzielte allerdings Hauptmann Uwe Brandt vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71. Das Geschwader muss seinen Flugbetrieb ab Februar für zweieinhalb Jahre nach Laage verlegen, weil Start- und Landebahn des Fliegerhorstes Wittmund saniert werden.
Da es in Laage keine Unterkünfte für die rund 230 Angehörigen des Geschwaders gibt, sollten sie für diese Zeit ins Hotel ziehen. Brandt schlug stattdessen vor, ein Containerdorf für seine Einheit errichten zu lassen. Damit erspart er seinem Dienstherrn Ausgaben in Höhe von 6,2 Millionen Euro.
Außerdem wurden in Berlin die Sieger des dritten KVP-Cups der Dienststellen geehrt. Die aktuelle Auflage des Ideenwettbewerbs unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ fand von April bis Juli statt.
Beim KVP-Cup wird zum einen die Produktivität bewertet: Welche Dienststelle reichte die meisten Verbesserungsideen ein? Zum anderen wird die Zahl der Vorschläge in Relation zur Zahl der Mitarbeitenden gesetzt. Die besten zehn Dienststellen in beiden Kategorien erhalten Prämien zwischen 500 Euro und maximal 5.000 Euro. Sie sollen zur Verbesserung des kameradschaftlichen Miteinanders eingesetzt werden.
Insgesamt wurden 721 Vorschläge für den KVP-Cup eingereicht, ein Plus von 54 Prozent im Jahresvergleich. 235 Dienststellen machten mit: Rund ein Drittel mehr als beim letzten KVP-Cup. In der ersten Kategorie war die Panzertruppenschule Munster mit 48 Vorschlägen am fleißigsten. Das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg folgte mit 38 Vorschlägen und die Wehrtechnische Dienststelle 91 in Meppen mit 33 Vorschlägen.
In der zweiten Kategorie siegte das Systemzentrum 25 in Erndtebrück. Die 119 Frauen und Männer der Dienststelle machten 22 KVP-Vorschläge. Der zweite Platz ging an die 40 Mitarbeitenden der Dienststelle Dienstältester Offizier/Militärischer Anteil Heeresinstandsetzungslogistik (DO/MilA HILHeeresinstandsetzungslogistik). Sie hatten sieben Vorschläge eingereicht. Den dritten Platz sicherte sich die 142-köpfige 3. Kompanie des Logistikbataillons 161 aus Delmenhorst mit 18 KVP-Ideen.
Ein Sonderpreis von 1.000 Euro ging an das Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim, das bei seinen Mitarbeitenden besonders intensiv für die Teilnahme am KVP-Cup geworben hatte.
Wer den Offizieren Völkel und Brandt oder der Panzertruppenschule Munster nacheifern möchte, braucht eine zündende Idee und ein Vorschlagsformular. Es kann unter www.kvp.bundeswehr.de oder im Intranet der Bundeswehr unter http://kvp.svc heruntergeladen werden. Der Vorschlag kann per E-Mail an kvpvorschlageinreichen@bundeswehr.org abgegeben werden.
Trotz Coronapandemie wurden 2020 rund 1.600 Verbesserungsvorschläge aus 372 Dienststellen beim KVP-Programm eingereicht. 20 Prozent der Vorschläge wurden von der Bundeswehr übernommen. Dieses Jahr wurden bislang rund 1.100 Verbesserungsvorschläge eingereicht, bis Jahresende soll sich ihre Zahl auf 1.900 erhöhen. Laut KVP-Büro kamen in den letzten fünf Jahren rund 10.000 Verbesserungsvorschläge aus den Reihen der Bundeswehrangehörigen.
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