Bislang haben nur wenige deutsche Soldatinnen als Militärbeobachterinnen den blauen Helm der UNUnited Nations-Friedenstruppen getragen. Sie sind dabei meist unbewaffnet. Ihre Waffe ist das Wort. Unparteiisch schaffen sie Vertrauen und sorgen so für einen Ausgleich zwischen Konfliktparteien. An dieser Art der Friedenssicherung sollen künftig mehr Frauen mitwirken.
Alle Angehörigen der Bundeswehr werden für ihre Auslandsverwendungen in interkultureller Kompetenz geschult, um sich im Gastland in jeder Hinsicht sicher bewegen zu können. Militärbeobachterinnen und Militärbeobachter sind hier aber noch mehr gefordert, denn sie haben den Auftrag, auch kleine Verhaltensnuancen und Umgangsformen vor Ort handlungssicher zu deuten.
Das erfordert eine gezielte Vorbereitung, und zwar in einem Lehrgang am Vereinte Nationen Ausbildungszentrum Bundeswehr (VNAusbZBw) in Hammelburg. Nach Abschluss der Ausbildung sind die UNUnited Nations-Militärbeobachter und -beobachterinnen in der Lage, frühzeitig dazu beizutragen, Eskalationen zu verhindern oder Konflikte einzudämmen. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Friedenssicherung, für die sich die Bundesrepublik langfristig engagiert.
Die Resolution 1325 des UNUnited Nations-Sicherheitsrates aus dem Jahr 2000 verfolgt die Absicht, den Anteil von Frauen in UNUnited Nations-Missionen deutlich zu erhöhen. Ein Ziel, das bisher nur in Teilen erreicht ist. Denn der gegenwärtige Frauenanteil im Peacekeeping bewegt sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Auch die Zahl der UNUnited Nations-Militärbeobachterinnen soll erhöht werden.
Konkrete Zielvorgaben gibt die Uniformed Gender Parity Strategy (2018–2028) der Vereinten Nationen vor. Deutschland sagte vor dem UNUnited Nations-Sicherheitsrat 2019 zu, Maßnahmen zu ergreifen, um den Frauenanteil in UNUnited Nations-Missionen zu erhöhen. Denn insbesondere während der deutschen Mitgliedschaft im UNUnited Nations-Sicherheitsrat war die Initiative Frauen, Frieden und Sicherheit ein zentrales Thema, das die Bundesrepublik aktiv weiterverfolgt. Die Initiative soll die Rolle von Frauen bei der Friedenssicherung und in Konflikten stärken. Ziel ist es, Gleichstellung, Teilhabe und Schutz von Frauen als zentrale Bestandteile von Außen- und Sicherheitspolitik zu verankern.
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Als aktiver Beitrag Deutschlands zur Unterstützung anderer UNUnited Nations-Mitgliedstaaten bei der Erreichung dieser Ziele wurde die Ausbildung von weiblichen Offizieren zu UNUnited Nations-Militärbeobachterinnen identifiziert. In der Praxis wird dies insbesondere im Zuge des Militärbeobachter-Lehrgangs (United Nations Military Observer Course, UNMOC) am Vereinte Nationen Ausbildungszentrum umgesetzt. Hierzu hat Deutschland 2022 erneut allen Truppenstellern der UNUnited Nations die kostenfreie Teilnahme weiblicher Offiziere an diesem Lehrgang angeboten. Diese Ausbildungseinrichtung bietet seit ihrem Bestehen auf multinationaler und nationaler Ebene verschiedene einsatzvorbereitende Lehrgänge an.
Im Ausbildungszentrum werden deutsche Soldatinnen und Soldaten, Angehörige befreundeter und verbündeter Streitkräfte, ziviles Personal der Bundeswehr, Polizisten, aber auch zivile Mitarbeitende aus Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen und weiteren internationalen Organisationen für den Einsatz vorbereitet. Dabei kooperiert das VNAusbZBw eng mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium des Inneren und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Seit Beginn der Ausbildung im Jahr 1994 werden die Lehrgänge zudem kontinuierlich an die Einsatzbedingungen angepasst.
Bereits mehr als die Hälfte der Teilnehmenden des UNMOC im vergangenen Jahr waren Frau aus verschiedenen Nationen.
Die Soldatinnen und Soldaten, die die Bundeswehr für Peacekeeping-Missionen auswählt, verfügen bereits über ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit, Eigenverantwortung und internationaler Teamfähigkeit für den Dienst in international zusammengesetzten Gruppen. Im Zuge des Lehrgangs werden diese Fähigkeiten durch eine intensive, erweiterte Sanitätsausbildung und eine auf die Bedürfnisse einer UNUnited Nations-Mission zugeschnittene Sprachausbildung Englisch ergänzt.
Im abschließenden Modul des UNMOC bildete das VNAusbZBw im letzten Durchgang 38 Lehrgangsteilnehmende zu Militärbeobachtern und -beobachterinnen aus. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt dabei mit 70 Prozent auf dem praktischen Handlungstraining. Dabei stellen sich die Teilnehmenden vielen Herausforderungen, die ihnen auch im Einsatz begegnen können. Beispielsweise der Aufgabe, wie Militärbeobachter den Kontakt zu Konfliktparteien herstellen oder wie die Zivilbevölkerung geschützt werden kann.
Die Einsätze der Militärbeobachter, die als Augen und Ohren der Vereinten Nationen Waffenstillstandsvereinbarungen überwachen, aber auch militärische Bewegungen beobachten oder Vertragsbrüche melden, sind nicht ohne Risiko. Obwohl diese Blauhelme meist keine Waffen tragen, gibt es immer wieder Übergriffe auf Beobachter.
Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein und auch für solche Fälle das richtige Verhalten zu üben. Auch wenn das Training intensiv ist, müssen sich die UNUnited Nations-Beobachter bei ihrem Einsatz häufig auf ihr kommunikatives und diplomatisches Geschick verlassen. Doch: „Wer diese Übung und die Ausbildung zum Militärbeobachter durchläuft, kann im fordernden Einsatz bestehen“, erklärt Oberst Werner Klaffus als Kommandeur des Ausbildungszentrums.
Der erste UNUnited Nations-Militärbeobachtereinsatz startete 1948: Die United Nations Truce Supervision Organisation (UNTSO) sollte den Waffenstillstand im Nahen Osten überwachen. Diese Mission gibt es bis heute. Beobachtermissionen sind häufig über Jahre in einer Krisenregion aktiv. |
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