Damit etwas schnell vorangeht, ist manchmal Druck von außen erforderlich. In der Corona-Krise hat die Digitalisierung der Bundeswehr deshalb deutlich an Tempo zugelegt. Ob Homeoffice oder digitale Führung auf dem Gefechtsfeld – vieles wird auch nach Corona zum Dienstalltag gehören.
Als Corona kam, ging es ganz schnell: Innerhalb weniger Tage weitete die Bundeswehr ihre Möglichkeiten des mobilen Arbeitens aus. Zunächst auch mithilfe der privaten ITInformationstechnik der Soldatinnen, Soldaten und Mitarbeitenden. Ob Telefonkonferenzen über das eigene Handy oder die Arbeit an Dokumenten: Für alles, was nicht eingestuft war, ließ sich eine pragmatische Möglichkeit finden.
Die Zeit der Improvisation dauerte aber nicht lang. Die BWI als ITInformationstechnik-Dienstleister der Bundeswehr zog mit dienstlicher Technik schnell nach.
„Wir konnten zeigen, wie wir trotz aller Herausforderungen der aktuellen Ausnahmesituationen die Bundeswehr als Digitalisierungspartner unterstützen. Wenn wir aus COVID-19Coronavirus Disease 2019 etwas lernen möchten, dann: frühzeitig investieren, um gegen Krisen gewappnet zu sein“, erklärt der CEOChief Executive Officer der BWI GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung, Martin Kaloudis.
Die zur Unterstützung der zivilen Behörden neu aufgestellten regionalen Krisen-Einsatzkommandos wurden als erste mit Computerpools und mobilen Zugängen zum Bundeswehrnetz ausgestattet.
Sehr schnell tat sich aber auch für die anderen Angehörigen der Bundeswehr etwas. Zu Beginn der Pandemie waren lediglich rund 7.000 Laptops für einen zeitgleichen sicheren Zugriff auf die ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr ausgestattet. Schnell stieg die Anzahl auf über 25.000 Geräte. Inzwischen sind über 80.000 Computer im Einsatz, die mobiles Arbeiten ermöglichen. Die Zahl der Smartphones, mit denen auch schutzbedürfte dienstliche Daten ausgetauscht werden können, wurde innerhalb des vergangenen Jahres auf 20.000 Geräte verdoppelt.
Die Corona-Krise wurde auch genutzt, um Bereitstellungsprozesse zu beschleunigen. Innerhalb kurzer Zeit stellte die BWI beispielsweise unter anderem 20.000 zusätzliche Monitore und Docking-Stations zur Verfügung. Rund 100.000 weitere Monitore sollen die vorhandene ITInformationstechnik ergänzen. Damit können Angehörige der Bundeswehr sowohl an ihren Arbeitsplätzen als auch im Homeoffice mit einem zweiten Monitor effektiver arbeiten.
Damit die Soldatinnen, Soldaten und zivile Beschäftigte auch im Homeoffice auf die gesicherten Datennetze der Bundeswehr zugreifen können, hat die BWI die Kapazitäten dieser Netze ausgebaut. Rund 50.000 weitere Zugänge mittels virtueller Netzwerke stehen den Bundeswehrangehörigen nun für sichere Verbindungen zur Verfügung.
Für die besonders sicheren Zugänge zur Netzwerkarchitektur (Sichere Inter-Netzwerk-Architektur, SINA) verfügen die Truppe und das Verteidigungsministerium über rund 10.000 weitere Workstations.
Mit dem BwMessenger betreibt die Bundeswehr zudem eine eigens entwickelte Instant-Messaging-Anwendung mit 80.000 möglichen Nutzern, die auch auf privaten Endgeräten funktioniert.
„Die ITInformationstechnik der Bundeswehr ist bisher gut durch die Corona-Krise gekommen und hat sogar einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Die Digitalisierung ist jedoch kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathon“, sagt der BWI-Chef. Das Tempo müsse nun hoch und vor allem durchgehalten werden.
Finanziert durch die Konjunkturpakte der Bundesregierung setzt die Bundeswehr auf Maßnahmen, die auch nach der Pandemie den Alltag der Truppe prägen werden. Neben mehr Möglichkeiten zum ortsunabhängigen Arbeiten werden dazu auch vermehrt Videokonferenzen statt Präsenzsitzungen gehören. Alle Dienststellen sind bereits beziehungsweise werden künftig so ausgestattet, dass Videokonferenzen möglich sind. Auch die 30.000 Genu-Cards, ein System für einen geschützten Netzwerkzugang, werden Bundeswehrangehörigen dauerhaft nutzen können.
Die Bundeswehr hat während der Corona-Krise kräftig in die Digitalisierung investiert. Bis Ende der 2020er-Jahre werden bereits jetzt weitere rund 6,5 Milliarden Euro dafür eingeplant. Digitalisiert wird bei der Bundeswehr aber nicht nur das Arbeiten in Büro und im Homeoffice. Auch die Vernetzung von Gefechtsständen und der Truppe im Gefecht wird energisch vorangetrieben.
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