In der sogenannten Barrier-Studie hat das Verteidigungsministerium Hürden für Bundeswehr-Soldatinnen in UNUnited Nations-Missionen untersuchen lassen. Staatssekretär Thomas Silberhorn stellte die Studienergebnisse nun im UNUnited Nations-Rahmen vor. Dabei berichtete auch die deutsche UNUnited Nations-Militärbeobachterin Oberstleutnant Nancy W.* über ihre Erfahrungen.
Eine Zusammenfassung der Barrier-Studie hatte das Verteidigungsministerium bereits im September 2021 veröffentlicht. Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, präsentierte die Studienergebnisse nun während seines zweitägigen Besuchs bei den Vereinten Nationen in New York Vertreterinnen und Vertretern interessierter UNUnited Nations-Mitgliedstaaten und des UNUnited Nations-Sekretariates.
„Deutschland ist davon überzeugt, dass Frauen in UNUnited Nations-Friedensmission dazu beitragen, die Missionen effektiver und glaubwürdiger zu machen“, sagte Silberhorn zu Beginn der virtuellen Veranstaltung am 3. November im UNUnited Nations-Hauptquartier. Wenn die Anzahl von Frauen in UNUnited Nations-Missionen gesteigert würde, könnten die Aufgaben von Friedensmissionen nachhaltiger und erfolgreicher umgesetzt werden, so der Parlamentarische Staatssekretär.
Mit der Barrier-Studie wolle sich Deutschland deshalb im Rahmen der UNUnited Nations-Reforminitiative Action for Peacekeeping dafür einsetzen, die Teilhabe von Frauen in der Friedenssicherung zu stärken und den Frauenanteil in UNUnited Nations-Einsätzen zu erhöhen. ,,Wir hoffen, dass wir andere UNUnited Nations-Mitgliedstaaten zur Durchführung einer eigenen Studie ermutigen können, indem wir unsere Ergebnisse und Erfahrungen im Studienprozess teilen“, so Silberhorn.
In der Studie wurden insgesamt zwölf Hürden für eine verstärkte Entsendung von Bundeswehr-Soldatinnen in UNUnited Nations-Missionen festgestellt. „Eine der größten Hürden ist, dass noch nicht genügend Soldatinnen als UNUnited Nations-Stabsoffizierinnen und UNUnited Nations-Militärbeobachterinnen ausgebildet sind“, berichtete Silberhorn.
Die zweitwichtigste Hürde sei, dass Informationen über UNUnited Nations-Ausbildungs- und Einsatzmöglichkeiten in der Bundeswehr wenig bekannt seien. „Mehr als 80 Prozent der Frauen gaben an, angebotene Informationen zu UNUnited Nations-Missionen und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch nicht zu kennen“, so Silberhorn. Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse kann hier heruntergeladen werden.
Frau Oberstleutnant Nancy W. hat an der Barrier-Studie teilgenommen und ist derzeit als Militärbeobachterin bei der UNUnited Nations-Mission im Südsudan (UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan) eingesetzt. Sie ergänzte, dass in den meisten Ländern der Frauenanteil in den Streitkräften unter 25 Prozent und auf Offiziersebene unter zehn Prozent liege. Um mehr Soldatinnen für UNUnited Nations-Einsätze zu gewinnen, müsse ihr Anteil in den Streitkräften insgesamt und in Führungspositionen gesteigert werden.
Weiterhin, so die Offizierin, sollte in den Informationskanälen der Bundeswehr mehr über weibliche UNUnited Nations-Einsatzkräfte berichtet werden. ,,Diese Soldatinnen können als Vorbilder fungieren. Andere Frauen können sich mit ihnen identifizieren und werden so dazu ermutigt, sich selbst an einer UNUnited Nations-Mission zu beteiligen.” Zudem würde insgesamt zu wenig über UNUnited Nations-Peacekeeping-Missionen informiert und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch über UNUnited Nations-Einsätze fehlten.
Die Bundeswehr-Offizierin erläuterte, dass die Teilnahme an UNUnited Nations-Missionen oft auch nachteilig wahrgenommen werden könnte: Durch die lange Abwesenheit während der Ausbildung und des Einsatzes könnten sich Soldatinnen und Soldaten auf Dienstposten, die für den weiteren Karriereaufbau notwendig seien, nicht immer ausreichend bewähren. Es bestehe zudem die Gefahr, dass die Leistung im Einsatz von den Vorgesetzten in der regulären Dienststelle nicht direkt bewertet würde und damit nicht in die soldatische Leistungsbeurteilung mit einfließen könne, so die Militärbeobachterin.
Abschließend erklärte Silberhorn, dass im Verteidigungsministerium nun erste Maßnahmen zum Abbau der identifizierten Hürden geplant würden. Ziel sei es, mehr Bundeswehrpersonal für UNUnited Nations-Missionen auszubilden und mehr über UNUnited Nations-Einsatzmöglichkeiten zu informieren. Zudem werde gerade an einem aktualisierten Tagesbefehl zum Thema gearbeitet.
Weiterhin dankte Deborah Warren-Smith, Managerin vom Elsie Initiative Fund for Women in Peace Operations bei UNUnited Nations Women, dem Verteidigungsministerium für seine internationale Führungsrolle in der Thematik. In der anschließenden Diskussion stellte ein Vertreter eines anderen UNUnited Nations-Mitgliedstaates in Aussicht, ebenfalls bald eine nationale Untersuchung von bestehenden Hürden durchführen zu wollen.
Silberhorn tauschte sich während seiner Reise nach New York unter anderem auch mit Angehörigen der Bundeswehr aus, die derzeit in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York sowie im UNUnited Nations-Sekretariat ihren Dienst tun. Ferner diskutierte er mit dem Untergeneralsekretär für Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix, die Lage in Mali und im Libanon. Dort engagiert sich die Bundeswehr bei den UNUnited Nations-Missionen MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali (Mali) und UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon (Libanon) mit größeren nationalen Kontingenten. Die Beteiligung an MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali ist aktuell der größte laufende Auslandseinsatz der Bundeswehr. Außerdem ist die Bundeswehr noch in den Missionen MINURSOMission des Nations Unies pour l’organisation d’un Référendum au Sahara Occidenta (Westsahara) und UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan (Südsudan) für die UNUnited Nations im Einsatz.
*Name zum Schutz der Soldatin abgekürzt.
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